Seit 1968 erhält jede werdende Mutter einen „Mutterpass“. In ihm werden die gesammelten medizinischen Daten und Befunde der 12 empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen eingetragen. Durch diese Dokumentation kann ein großer Teil der möglichen Risiken vermieden oder frühzeitig erkannt und abgewendet werden. Den Mutterpass sollte jede Schwangere immer dabei haben. Er zeigt bei einem Notfall gleich, dass sie schwanger ist und stellt die richtige Behandlung sicher. Was aber bedeuten die Einträge?
Laboruntersuchungen (= Bluteigenschaften der Mutter)
Das Wissen um die Blutgruppe (ABO) ermöglicht bei Blutverlust schnell zu reagieren.
Der Rhesusfaktor (Rh). Rhesus negative Mütter (Rh-), können Antikörpern gegen das Blut des Kindes bilden und benötigen gegebenenfalls eine Prophylaxe.
Der Antikörpersuchtest ermittelt weitere Antikörper, die dem Kind schaden könnten.
Rötelimpfung: Ist die Mutter geimpft oder durch eine überstandene Infektion immun? Das Rötel-Virus kann beim ungeborenen Kind schwere Organschäden verursachen.
Die Geschlechtskrankheit Syphilis (LSR), Chlamydien (Bakterienart) und die Leberentzündung Hepatitis B (HB) sind gefährliche Infektionskrankheiten.
Anamnese: Vorausgegangene Schwangerschaften und Familiengeschichte
Die Informationen dieser Seiten helfen dem Arzt Risiken einzuschätzen und frühzeitig zu erkennen.
- Verliefen Geburten vorher normal (Spontangeburt)? Gab es Kaiserschnitte (Sectio), Saugglocke (vaginale Operationen), Fehlgeburten (Aborte), Schwangerschaftsabbrüche (Abruptio) oder Blutungen?
- Gibt es Krankheiten in der Familie? Zuckerkrankheit (Diabetes), Bluthochdruck (Hypertonie), Fettleibigkeit (Adipositas), vererbbare Krankheiten?
- Vorangegangene Schwangerschaften (Gravida) und Komplikationen danach (Post partum)?
Besondere Befunde im Schwangerschaftsverlauf
Hier werden Risiken notiert, die sich in der aktuellen Schwangerschaft entwickeln.
- Missbrauch (Abusus) von Alkohol oder Zigaretten, Psychische Probleme,
- Infektionen,
- Schwäche am Gebärmutterhals (Isthmozervikale Insuffizienz),
- Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme),
- Krampfadern (Varikosis),
- EPH-Gestose („Schwangerschaftsvergiftung“, mit Wassereinlagerung, Eiweiß im Urin und hohem Blutdruck),
- zu wenig oder zu viel Fruchtwasser (Oligohydramnie bzw. Hydramnion),
- zu niedriger Blutdruck (Hypotonie),
- eine Fehllage des Kindes (Einstellungsanomalie).
Gravidogramm, Ultraschall und Normkurven
Diese Doppelseiten sind der zentrale Bestandteil des Mutterpass. Sie zeigen den Schwangerschaftsverlauf und die Ergebnisse der Vorsorgeuntersuchungen im Überblick. Besonders wichtig:
- Fundusstand (Höhe der Gebärmutter)
- Kindslage: Kopflage (KL)/Schädellage (SL), Querlage (QL), Beckenendlage (BEL)
- Hb-Wert. Menge des Sauerstoff transportierenden roten Blutfarbstoffs Hämoglobin (Hb) im Blut der Mutter. In der Schwangerschaft kann er stark absinken, weil unter der Blutneubildung für Mutter und Kind die dafür nötigen Eisenvorräte versiegen. Bei drohender Blutarmut empfiehlt der Arzt eisenhaltige Arzneien.
- In den Ultraschall-Screenings misst der Arzt Kopfdurchmesser (BPD), Kindslänge (SSL), Arm- und Beinlängen und den Fruchtsack (FS) sowie Bewegungen und Herztöne und überträgt die Ergebnisse in die „Normkurven für den fetalen Wachstumsverlauf“. Die Mittellinie ist das Idealmaß. Alles, was zwischen ihr und der Kurve Kindes liegt, gilt als normal.
Abschlussuntersuchung (Epikrise) und Wochenbett
Ist das Baby auf der Welt, trägt der Arzt hier ein, wie die Geburt verlief und wie es der Schwangeren danach geht. Der Apgartest beurteilt die Lebensfunktionen des Kindes, mit Säure(ph-)-Wert des Blutes, Puls, Atmung, Bewegung, Hautfarbe und Muskelfunktion.